von Mareike Rabea Knevels
Zwischen 35-mm-Filmen und Festplatten
In dem kleinen Raum hinter Saal 1 des Pro-Winzkinos verbirgt sich noch ein wahrer Schatz: Dort steht ein Projektor, der 35-mm-Filme abspielt. Das ist eine cineastische Rarität und gleichsam eine Besonderheit.
„Es gibt nur noch wenige Kinos, die 35-mm abspielen, weil sie nicht mehr die technischen Mittel haben“, so Peter Huth.
Peter ist einer der neun Köpfe, der hinter dem Team des Pro-Winzkinos stecken. Gemeinsam mit Klaus Endres und Jan Schröder kümmert er sich um die Technik im Kino. „Klaus und Jan haben durch ihre Arbeit in der Technik beim ZDF noch einmal ein ganz anderes Wissen, aber wir drei sind für den Bereich hier zuständig.“.
Dazu gehört auch das Vorführen der Filme: Geht der Vorhang auf und die erste Szene läuft über die Leinwand, sitzen Peter, Klaus oder Jan im Technik-Raum.
Die Filmwoche
Bevor Filme im digitalen Format über Festplatten verschickt wurden, gab es noch den Job des Filmspediteurs: Der holte die alten Filme in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag ab und brachte die neuen zum Kinobetreiber.
Heute werden die Filme auf Festplatten versendet, erzählt Peter, ökologisch sinnvoll ist das zwar nicht. Doch für einen kleinen Verleih ist der Postweg immer noch rentabler als eine geschlossene Leitung, die bis zu 200 GB Film überträgt. Dafür braucht man neben einer guten Datenverbindung auch einen Anbieter, einen Dienstleister, der sich um die Übertragung kümmert und der kostet.
In Peters Zuständigkeit liegt vor allem der Verleih und die Organisation der Filmwoche-Woche. „Zusammen mit Frau Klein organisiere ich das Filmprogramm“. So ruft Peter am Montagmorgen die verschiedenen Filmverleiher an und spricht mit ihnen das Programm ab. Ist das fix, geht es an die lokale Presse. Der muss das Programm bis spätestens 13 Uhr vorliegen, denn dann ist Redaktionsschluss und gedruckt wird nur, was bis dahin geliefert ist.
Das alles macht er nebenberuflich, wie auch die acht anderen Pro-Winzler eben mit viel Herzblut und Liebe zum Film. „Für uns ist schön, dass wir zwei Säle haben. Wir laufen in Vollbetrieb, das heißt, wir zeigen Mainstream-Filme, die ein großes Publikum anziehen und die Unterhaltung wünschen. Und wir zeigen Arthouse-Filme. Da kommen dann eher Menschen, die an Filmkunst interessiert sind“.
Durch ihre beiden Säle können sie die jeweiligen Bedürfnisse gut steuern und auch finanziell ausgleichen und abfedern: Das Kino schreibt schwarze Zahlen.
Der Filmverleih
Um den Film vorzuführen, benötigt Peter noch den Freigabeschlüssel. Der jeweilige Filmverleih stellt diesen für die Tage, an denen der Film gezeigt wird, zur Verfügung. Dass man daraus sein Heim-Kino machen kann, ist neben der rechtlichen Problematik technisch ausgeschlossen: Filme können erst gespielt werden, wenn die Vorführer den Freigabeschlüssel haben.
Von den Einnahmen erhält der Filmverleih dann 40 bis 50 Prozent, erzählt Peter. Kostet der Eintritt zehn Euro gehen 4,50 Euro an den Verleih. Allerdings haben die Filmverleiher einen Sockelbeitrag, der sich zwischen 150 und 250 Euro beläuft, falls mal wenig Publikum sollte. „So sichern sie sich ab.“
Flimmern und Klackern
Für Peter selbst ist ein guter Film, einer der ihn emotional packt. „Es gibt Filme, die sind handwerklich gut, aber die lassen mich kalt. Nach ein paar Tagen erinnere ich mich nicht mehr wirklich an die Geschichte. Dann gibt es Filme, die sind vielleicht nicht perfekt oder vor der Filmkritik erhaben, aber die berühren mich. Das kann eine interessante Geschichte sein oder an den Protagonisten liegen, in die ich mich hinein fühle“.
Aber es kann natürlich auch ein 35-mm-Film sein, der sich ähnlich einer knisternden Vinyl-Platte flackernd über die Leinwand legt. Und daran erinnert daran, dass Film von Hand gemacht ist und meist mit viel Herzblut.